Schwule und Lesben teilen die Liebe zum gleichen Geschlecht. Sie erfahren ähnliche rechtliche Diskriminierungen. Ansonsten sind die Welten der Lesben und Schwulen mitunter recht verschieden. Das Coming-out wird Lesben schwerer gemacht als Schwulen. Sie müssen nicht nur mit Anfeindungen wegen der Homosexualität fertig werden, sondern auch mit der Benachteiligung als Frau. Die ungleiche Verteilung von Macht, Geld und Einfluss zwischen den Geschlechtern spiegelt sich in gewissem Maße auch im Organisationsgrad von Schwulen und Lesben wider. Es gibt ein Vielfaches an Schwulenbars gegenüber Lesbenkneipen. Schwule Zeitschriften erscheinen weit auflagenstärker als Lesbenmagazine. Und lesbisches Engagement im Rahmen der Frauenbewegung wird oft nicht als solches wahrgenommen.
Schwulen wird in der Öffentlichkeit weit mehr Beachtung geschenkt als Lesben, im positiven wie negativen. Der berüchtigte § 175 stellte nur männliche Homosexualität unter Strafe. Die Straffreiheit der Frauenliebe hatte nichts mit Toleranz zu tun, sondern mit Geringschätzung der Frau und Ignoranz gegenüber weiblicher Sexualität. Männliche Homosexualität wird seit jeher stärker als Bedrohung der gesellschaftlichen Ordnung wahrgenommen. Sie hat Verfolger wie Verteidiger meist mehr mobilisiert. Lesben haben dagegen immer damit zu kämpfen, dass sie totgeschwiegen werden.
Statistik
Homosexuelle sind eine Minderheit, die sich der statistischen Erfassung weitgehend entzieht. Das Merkmal „Homosexualität“ steht nicht im Pass. Für Deutschland fehlt bislang eine umfassende sexualwissenschaftliche Erhebung. Dafür wurden in den letzten Jahren in den USA, Großbritannien und Frankreich umfangreiche Untersuchungen über das Sexualverhalten durchgeführt. Die Ergebnisse lassen sich weitgehend auf deutsche Verhältnisse übertragen:
Wissenschaftler vertreten heute die Einschätzung, dass sich in den westlichen Gesellschaften etwa 3 % der über 20-jährigen Männer selbst als homosexuell verstehen und damit eine „homosexuelle Identität“ haben. Zusätzlich zu den 3 % Schwulen weisen weitere 3 % der Männer in ihrer Biographie längere homosexuelle Phasen auf.
Die Verbreitung lesbischer Lebensweisen ist weniger gut erforscht. US-Sexualwissenschaftler wollen herausgefunden haben, dass gleichgeschlechtliche Sexualkontakte wie auch die Ausbildung „homosexueller Identität“ unter Frauen etwas seltener verkommen als unter Männern..
Der Mensch experimentiert gerne. Sexualwissenschaftler gehen heute davon aus, dass die meisten heterosexuellen Männer und Frauen auch homosexuelle Anteile haben: sie lieben das andere Geschlecht, können aber auch gleichgeschlechtliche Neigungen entwickeln. Neben den Homo- und Bisexuellen machen auch einige Heterosexuelle gleichgeschlechtliche Erfahrungen. Es gibt mehr Homosexualität auf der Welt, als es Schwule und Lesben gibt. Für Sex mit dem gleichen Geschlecht muss man nicht unbedingt homosexuell sein. Für die Liebe schon eher.
COMING-OUT
Schwule und Lesben kaufen Brötchen, fahren Rad, gehen zur Arbeit, in die Schule oder zur Uni, vergessen schon mal Tante Friedas Geburtstag, lesen Zeitung, haben gelegentlich Rückenschmerzen, besuchen das Schwimmbad, stöhnen über ihre Steuererklärung, stöbern nach Sonderangeboten und fliegen nach Mallorca. Nur eines unterscheidet sie von den meisten anderen: die Liebe zum eigenen Geschlecht. Schwule bevorzugen Männer, Lesben interessieren sich mehr für Frauen.
Die Zeit, in der man die Liebe zum eigenen Geschlecht bemerkt, nennt man „Coming-out“. Das Coming-out ist die Zeit des Erwachens, der Prozess des Entdeckens und der Auseinandersetzung mit der eigenen Homosexualität. Meist setzt das Coming-out in der Jugend ein. Bei anderen dauert es länger, bis sie sich eingestehen, homosexuell zu sein.
Das Coming-out bedeutet einen biographischen Bruch: häufig einen Konflikt mit den Erwartungen der Familie und der Umwelt, oft auch einen Widerstreit mit sich selbst, mit eigenen Klischees und Vorurteilen gegenüber Schwulen und Lesben. Auch heute ist es anfänglich meist ein großer Schreck, wenn man erkennt, „anders als die Anderen“ zu sein. Immerhin: Homosexualität ist in unserer Gesellschaft kein Tabuthema mehr. Daher fällt vielen jungen Leuten das Coming-out heute leichter als noch vor dreißig Jahren. Ein gelungenes Coming-out heißt, die eigene Homosexualität zu akzeptieren. Danach kommt dann der zweite Schritt: Man spricht darüber mit Freunden und der Familie. Man „outet“ sich.
Viele Schwule und Lesben gehen den zweiten Schritt des „Outens“ allerdings nicht mit. Sozialwissenschaftler schätzen: Höchstens die Hälfte der Homosexuellen lebt „offen“, hat Familie, Freundinnen, Kollegen oder Nachbarn informiert. Die andere Hälfte verschweigt weiterhin ihre Homosexualität – aus Scham oder aus Furcht vor Anfeindungen, Ausgrenzung und Diskriminierung. Besonders außerhalb der Großstädte sehen sich viele Schwule und Lesben gezwungen, ihre Homosexualität zu verstecken und damit ein schwieriges Doppelleben zu führen. Auch deshalb befinden sich so viele Bundesbürger in dem Irrglauben, keine Homosexuellen zu kennen.
Schwulen wird in der Öffentlichkeit weit mehr Beachtung geschenkt als Lesben, im positiven wie negativen. Der berüchtigte § 175 stellte nur männliche Homosexualität unter Strafe. Die Straffreiheit der Frauenliebe hatte nichts mit Toleranz zu tun, sondern mit Geringschätzung der Frau und Ignoranz gegenüber weiblicher Sexualität. Männliche Homosexualität wird seit jeher stärker als Bedrohung der gesellschaftlichen Ordnung wahrgenommen. Sie hat Verfolger wie Verteidiger meist mehr mobilisiert. Lesben haben dagegen immer damit zu kämpfen, dass sie totgeschwiegen werden.
Statistik
Homosexuelle sind eine Minderheit, die sich der statistischen Erfassung weitgehend entzieht. Das Merkmal „Homosexualität“ steht nicht im Pass. Für Deutschland fehlt bislang eine umfassende sexualwissenschaftliche Erhebung. Dafür wurden in den letzten Jahren in den USA, Großbritannien und Frankreich umfangreiche Untersuchungen über das Sexualverhalten durchgeführt. Die Ergebnisse lassen sich weitgehend auf deutsche Verhältnisse übertragen:
Wissenschaftler vertreten heute die Einschätzung, dass sich in den westlichen Gesellschaften etwa 3 % der über 20-jährigen Männer selbst als homosexuell verstehen und damit eine „homosexuelle Identität“ haben. Zusätzlich zu den 3 % Schwulen weisen weitere 3 % der Männer in ihrer Biographie längere homosexuelle Phasen auf.
Die Verbreitung lesbischer Lebensweisen ist weniger gut erforscht. US-Sexualwissenschaftler wollen herausgefunden haben, dass gleichgeschlechtliche Sexualkontakte wie auch die Ausbildung „homosexueller Identität“ unter Frauen etwas seltener verkommen als unter Männern..
Der Mensch experimentiert gerne. Sexualwissenschaftler gehen heute davon aus, dass die meisten heterosexuellen Männer und Frauen auch homosexuelle Anteile haben: sie lieben das andere Geschlecht, können aber auch gleichgeschlechtliche Neigungen entwickeln. Neben den Homo- und Bisexuellen machen auch einige Heterosexuelle gleichgeschlechtliche Erfahrungen. Es gibt mehr Homosexualität auf der Welt, als es Schwule und Lesben gibt. Für Sex mit dem gleichen Geschlecht muss man nicht unbedingt homosexuell sein. Für die Liebe schon eher.
COMING-OUT
Schwule und Lesben kaufen Brötchen, fahren Rad, gehen zur Arbeit, in die Schule oder zur Uni, vergessen schon mal Tante Friedas Geburtstag, lesen Zeitung, haben gelegentlich Rückenschmerzen, besuchen das Schwimmbad, stöhnen über ihre Steuererklärung, stöbern nach Sonderangeboten und fliegen nach Mallorca. Nur eines unterscheidet sie von den meisten anderen: die Liebe zum eigenen Geschlecht. Schwule bevorzugen Männer, Lesben interessieren sich mehr für Frauen.
Die Zeit, in der man die Liebe zum eigenen Geschlecht bemerkt, nennt man „Coming-out“. Das Coming-out ist die Zeit des Erwachens, der Prozess des Entdeckens und der Auseinandersetzung mit der eigenen Homosexualität. Meist setzt das Coming-out in der Jugend ein. Bei anderen dauert es länger, bis sie sich eingestehen, homosexuell zu sein.
Das Coming-out bedeutet einen biographischen Bruch: häufig einen Konflikt mit den Erwartungen der Familie und der Umwelt, oft auch einen Widerstreit mit sich selbst, mit eigenen Klischees und Vorurteilen gegenüber Schwulen und Lesben. Auch heute ist es anfänglich meist ein großer Schreck, wenn man erkennt, „anders als die Anderen“ zu sein. Immerhin: Homosexualität ist in unserer Gesellschaft kein Tabuthema mehr. Daher fällt vielen jungen Leuten das Coming-out heute leichter als noch vor dreißig Jahren. Ein gelungenes Coming-out heißt, die eigene Homosexualität zu akzeptieren. Danach kommt dann der zweite Schritt: Man spricht darüber mit Freunden und der Familie. Man „outet“ sich.
Viele Schwule und Lesben gehen den zweiten Schritt des „Outens“ allerdings nicht mit. Sozialwissenschaftler schätzen: Höchstens die Hälfte der Homosexuellen lebt „offen“, hat Familie, Freundinnen, Kollegen oder Nachbarn informiert. Die andere Hälfte verschweigt weiterhin ihre Homosexualität – aus Scham oder aus Furcht vor Anfeindungen, Ausgrenzung und Diskriminierung. Besonders außerhalb der Großstädte sehen sich viele Schwule und Lesben gezwungen, ihre Homosexualität zu verstecken und damit ein schwieriges Doppelleben zu führen. Auch deshalb befinden sich so viele Bundesbürger in dem Irrglauben, keine Homosexuellen zu kennen.